4 Tipps für ein positives Familienklima
Wenn zuhause oft schlechte Stimmung herrscht, liegt das häufig an Problemen in der Kommunikation. In diesem Artikel erfährst du praktische Tipps, die das Zusammenleben von Psychose-Betroffenen und ihren Angehörigen erleichtern können. Außerdem stellen wir den Inhalt und die Ziele unserer Angehörigen-App Kiso Care vor.
Psychotische Erkrankungen können eine enorme Herausforderung für Familien sein. Wie schnell man sich im privaten Umgang damit überfordert fühlt, wissen viele Angehörige aus eigener Erfahrung nur zu gut. Professionelle Hilfe für Betroffene und ihre Familien ist oft schwer zu finden und teilweise mit langen Wartezeiten verbunden. Bei Kiso Health arbeiten wir an innovativen digitalen Lösungen, um diese Lücke zu schließen.
Kiso Care: Eine App für Angehörige
Mit Kiso Care bieten wir eine App speziell für Angehörige von Psychose-Betroffenen an, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Diese App bietet:
- Wissenswertes über psychotische Erkrankungen
- Wichtigste Anlaufstellen im Gesundheitssystem
- Konkrete Tipps für Angehörige zur Selbstfürsorge und zum Umgang mit erkrankten Familienmitgliedern, um in schwierigen Situationen gut unterstützen zu können
Unser Ziel ist es, ein harmonisches Familienklima zu fördern, indem wir die gegenseitige Akzeptanz und Unterstützung unter den Familienmitgliedern stärken. Dadurch werden Konflikte, Vorwürfe und Streitigkeiten verringert. Eine positive familiäre Atmosphäre trägt dazu bei, dass Betroffene weniger Rückfälle erleiden, da sie in einem unterstützenden Umfeld aufgehoben sind. Das bedeutet auch weniger Stress und Sorgen für ihre Angehörigen. Langfristig führt dies zu einer geringeren Belastung des Gesundheitssystems, da Betroffene seltener auf professionelle Hilfe angewiesen sind.
Tipps für eine hilfreiche Kommunikation
Besonders im Alltag trägt eine gute Kommunikation entscheidend zu einem guten Zusammenleben bei. Daher haben wir in unserer App Kiso Care diesem Thema besondere Aufmerksamkeit geschenkt. In diesem Artikel möchten wir dir schon einmal 4 Tipps für eine hilfreiche Kommunikation zeigen:
- Positive Gefühle äußern
- Wünsche äußern
- Negative Gefühle äußern
- Aktiv zuhören
Tipp 1: Positive Gefühle äußern
Oft neigen wir dazu, den Alltag durch die Brille der Herausforderungen und Probleme zu betrachten. Doch wenn wir uns ausschließlich auf das Negative konzentrieren, verstärken wir es und stellen das Positive in den Schatten. Aus dieser Situation heraus ist es schwierig, positive Veränderungen im Verhalten zu festigen. Betroffene könnten den Eindruck bekommen, dass ihre Bemühungen nicht gewürdigt werden.
Zeige, worüber du dich freust.
Es ist wichtig, auch das Gute zu sehen und zu würdigen. Indem du Lob oder Anerkennung aussprichst, schenkst du anderen ein Gefühl der Wertschätzung. Natürlich kannst du auch deine Unterstützung anbieten, um zu zeigen, dass die betroffene Person willkommen ist und keine Last darstellt. Ab und zu positive Gefühle wie Dankbarkeit zu äußern, kann schon einen riesigen Einfluss auf das Familienklima haben.
Diese Schritte können dir beim Äußern positiver Gefühle helfen:
- Schau die Person an.
- Beschreibe genau, was dir am Verhalten gefallen hat.
- Sag ihr, wie du dich dabei gefühlt hast.
Markus freut sich, dass Sophie trotz Antriebslosigkeit die benutzten Handtücher aufgehängt hat. Markus weiß, wie wichtig es ist, positives Verhalten anzuerkennen.
Er spricht Sophie an, indem er ihr in die Augen sieht und sagt:
„Danke, dass du die Handtücher aufgehängt hast! Das Badezimmer sieht jetzt viel ordentlicher aus.“
Tipp 2: Wünsche äußern
Haben sich in dir schon einmal Frust und Ärger über das Verhalten anderer angestaut? Oft nehmen wir an, dass andere unsere Gedanken und Wünsche bereits kennen sollten und sagen deshalb nichts. Doch das kann dazu führen, dass sich ihr Verhalten nicht ändert, weil sie unseren Wunsch nicht kennen.
Ein wichtiger Teil guter Kommunikation ist es, unsere Wünsche zu äußern.
Um Enttäuschungen zu vermeiden, ist es wichtig, unsere Wünsche klar zu kommunizieren. Besonders, wenn wir mit dem Verhalten anderer nicht einverstanden sind oder wenn wir spezifische Anliegen an unsere Liebsten haben.
Diese Schritte können dir beim Äußern von Wünschen helfen:
- Schaue dein Gegenüber an.
- Beschreibe genau, worum du sie oder ihn bittest.
- Beschreibe auch, wie du dich dann fühlst.
Angenommen, Sophie hat vergessen, die benutzten Handtücher aufzuhängen, und sie liegen immer noch auf dem Boden im Badezimmer. Markus bemerkt das, während er das Badezimmer benutzt. Zuerst ärgert er sich darüber, aber dann erinnert er sich daran, wie wichtig es ist, seine Wünsche klar auszudrücken.
Er wendet sich an Sophie und sagt:
„Hey Sophie, könntest du bitte die Handtücher nächstes Mal gleich aufhängen? Das würde mir wirklich helfen, denn dann ist das Badezimmer ordentlich und die Handtücher trocknen schneller.“
Tipp 3: Negative Gefühle äußern
Auch negative Gefühle wie Enttäuschung, Wut, Gereiztheit, Angst, Unsicherheit, Traurigkeit oder Hoffnungslosigkeit haben ihren Platz. Wir alle empfinden sie von Zeit zu Zeit. Meistens signalisieren sie, dass wir ein Problem angehen sollten. Leider werden diese negativen Gefühle jedoch oft erst nach längerer Zeit angesprochen, nachdem die ärgerliche Situation wiederholt aufgetreten ist. Dadurch steigt die Spannung, bis es zu einem Streit kommt, bei dem wir uns gegenseitig beschuldigen und angreifen.
Der erste Schritt besteht darin, diese Gefühle offen und deutlich zu kommunizieren.
Meist steht hinter negativen Gefühlen der Wunsch, dass andere Personen ihr Verhalten ändern. Es ist besser, deine Gefühle und Wünsche direkt zu kommunizieren, anstatt später mit Drohungen oder Kritik zu reagieren. Wenn du deine Sichtweise erklärst, fühlt es sich weniger wie ein Angriff an und die Person ist eher bereit, ihr Verhalten anzupassen.
Diese Schritte können dir beim Äußern negativer Gefühle helfen:
- Schau die Person an, sprich bestimmt und klar.
- Beschreibe genau, was dir missfallen hat.
- Sage, was du dabei gefühlt hast.
- Mache einen Vorschlag, wie sie dies in Zukunft vermeiden könnte.
Tims Mutter bemerkt, dass er wieder vergessen hat, seine Medikamente einzunehmen.
Sie sieht ihn an und sagt:
„Ich habe bemerkt, dass du gestern deine Medikamente nicht genommen hast. Ich mache mir Sorgen, dass deine Gesundheit darunter leidet. Möchtest du vielleicht eine Tablettenbox ausprobieren? Vielleicht hilft es dir, die Medikamente regelmäßiger einzunehmen.“
Tipp 4: Aktiv zuhören
Der letzte Grundpfeiler einer guten Kommunikation ist das aktive Zuhören. Wenn andere uns zeigen, dass sie wirklich zuhören, fühlen wir uns sicher und verstanden. Indem sie auf das Gehörte eingehen und Rückfragen stellen, regen sie uns zum Nachdenken an und helfen uns dabei, Klarheit über unsere Probleme und Sorgen zu erlangen.
Aktives Zuhören verbessert die Qualität unserer Gespräche und lässt sich leicht anwenden.
Diese Schritte können dir beim aktiven Zuhören helfen:
- Schaue die sprechende Person an.
- Höre aufmerksam zu. Durch Signale wie Kopfnicken oder kurze Wörter wie “ja” oder “mhm” zeigst du, dass du aufmerksam zuhörst.
- Frage bei Unklarheiten nach.
- Melde das Gehörte zurück.
Tim: „Ich fühle mich irgendwie überfordert in letzter Zeit. Die Uni-Arbeiten häufen sich und ich weiß nicht, wie ich alles schaffen soll.“
Seine Mutter hört ihm aufmerksam zu und zeigt Interesse an seinem Gefühl:
„Das klingt wirklich stressig. Du hast also das Gefühl, dass alles zu viel wird wegen der vielen Uni-Arbeiten?“
Tim: „Ja, genau. Ich komme kaum noch hinterher und fühle mich total gestresst.“
Seine Mutter: „Verstehe. Was denkst du, könntest du tun, um etwas Entlastung zu finden?“
Tim: „Vielleicht sollte ich versuchen, meine Zeit besser einzuteilen oder mir Hilfe von Kommilitonen zu holen.“
Seine Mutter: „Das klingt nach einem guten Plan. Du schaffst das!“
Weitere Tipps in der Kiso Care-App
Insgesamt können diese einfachen Kommunikationstipps einen enormen Unterschied im Familienleben machen. Durch die Förderung eines positiven und unterstützenden Umfelds tragen sie dazu bei, das Wohlbefinden der Betroffenen zu verbessern und den Stress für die Angehörigen zu verringern. Probiere den ein oder anderen Tipp doch demnächst aus und beobachte, ob du mit der Zeit eine positive Veränderung merkst. In der Kiso Care-App finden Angehörige weitere wertvolle Infos und Tipps zum Umgang mit Psychosen.
Neugierig, die App auszuprobieren? Melde dich für unseren Newsletter an, um rechtzeitig über den Start von Kiso Care informiert zu werden! Wenn du Fragen hast, schreib uns gerne an mail@kisohealth.de.
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