Selbstpflege

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Symptome einer Psychose behandeln

Inhalt Symptome und Diagnose verstehen Wie entstehen Symptome einer Psychose? Strategien für den Alltag Nachdem du nun weißt, wie eine Psychotherapie grundsätzlich abläuft (Teil 1: So geht Psychotherapie), geht es in diesem Artikel um einen besonderen Aspekt: die Behandlung von Positiv- und Negativsymptomen bei Psychosen. Symptome einer Psychose können sich unterschiedlich zeigen. Manche Menschen haben intensive Erlebnisse und sind etwa überzeugt, verfolgt zu werden oder Stimmen zu hören (Positivsymptome). Andere leiden unter mangelnder Energie, fehlender Freude und wenig Kontakt zu anderen Menschen (Negativsymptome). Mehr Infos dazu findest du hier: Positiv- und Negativsymptome erklärt. Doch warum treten diese Symptome auf, und wie kann man sie mit kognitiver Verhaltenstherapie behandeln? Symptome und Diagnose verstehen In den ersten Sitzungen der Therapie geht es oft darum, herauszufinden, welche Symptome vorliegen und in welchen Situationen sie besonders auftreten. Dafür gibt es Gespräche, Fragebögen und manchmal das Einbeziehen von nahestehenden Personen. Ziel ist es, deine individuelle Situation zu verstehen und die Therapie darauf abzustimmen. Typische Probleme von Betroffenen können sein: Ungewöhnliche Überzeugungen (Wahngedanken), Stimmenhören (Halluzinationen) Probleme mit Familie oder Freundeskreis (z. B. Misstrauen oder Streit) Schwierigkeiten in Schule, Ausbildung oder Beruf Ängste, Sorgen oder ständiges Grübeln Rückzug, Erschöpfung oder fehlende Motivation Traurigkeit oder Depression Schlafprobleme Wenig Selbstvertrauen, Scham oder Schuldgefühle Probleme mit Medikamenten Ob Schizophrenie, Psychose, Wahn oder Negativsymptome – deine Therapeutin oder dein Therapeut wird dir die Diagnose erklären. In der Therapie werdet ihr euch vermutlich auf das Problem konzentrieren, welches dich gerade am meisten belastet. ❞ „Eine Psychose kann eine Reaktion auf starken Stress sein. Dein Körper versucht in solchen Fällen oft, dich durch Rückzug vor zu viel Stress und Überforderung zu schützen.“ Sarah Mayr Psychologin bei Kiso Health Wie entstehen Symptome einer Psychose? Psychotische Symptome können verschiedene Ursachen haben. Manche Menschen sind besonders anfällig für Stress (zum Beispiel genetisch bedingt) oder treffen schnelle, unüberlegte Schlussfolgerungen. Das fördert die Entstehung von ungewöhnlichen Überzeugungen, die nicht der Realität entsprechen, sogenannte Wahngedanken. Belastende Erlebnisse wie Mobbing oder Traumata können ebenfalls eine Rolle spielen. Mögliche Folgen sind: Ständig wachsam sein und das Gefühl haben, verfolgt zu werden Sich von anderen Menschen zurückziehen Bestimmte Orte aus Angst meiden Stimmenhören kann durch Stress, Schlafmangel oder Einsamkeit verstärkt werden. Manche Betroffene sind überzeugt, die Stimmen kämen von außen, zum Beispiel vom Geheimdienst, was Unsicherheit oder Angst auslösen kann. Negativsymptome wie fehlende Energie oder Vermeidung von Kontakten entstehen oft durch: Schlechte Erfahrungen während der Psychose Enttäuschungen im Kontakt mit anderen Menschen Geringes Selbstvertrauen Strategien für den Alltag Deine Therapeutin oder dein Therapeut wird für dich die passende Behandlung wählen, um deine Symptome anzugehen. Strategien für den Alltag können dir helfen, diesen in Zukunft wieder ohne therapeutische Hilfe zu meistern. Wichtige Methoden der Verhaltenstherapie sind: Tagesstruktur aufbauen: Regelmäßige Abläufe und Schlafzeiten einführen Positive Aktivitäten planen: Kleine Erfolge können das Selbstvertrauen stärken Negative Gedanken hinterfragen: Neue Sichtweisen entwickeln und lernen, weniger zu grübeln Mehr bewegen: Sport wie Yoga oder Krafttraining hilft bei Stress Beziehungen zu anderen Menschen pflegen: Kontakte wieder aufnehmen und soziale Skills (z. B. Nein-Sagen) üben Diese Methoden helfen, wieder mehr Kontrolle über das eigene Leben zu gewinnen. Psychotherapie ist ein Weg, der Geduld erfordert, aber mit der Zeit Veränderungen bewirken kann. Es gibt noch weitere Aspekte wie Medikation und Rückfallprävention, die wir hier nicht besprechen konnten. Solltest du eine Therapie machen, kann dir deine Behandlerin oder dein Behandler sicher mehr dazu erklären. Wir hoffen, der Artikel hat dir geholfen! Betroffenen-Bericht: Joke erlebt mit 23 plötzlich eine Psychose – Diagnose Schizophrenie. Im kurzen Video-Portrait erzählt sie ihren Umgang mit der Erkrankung: Zurück ins Leben nach der Diagnose Schizophrenie. Hinweis zu inklusiver Sprache Unsere Inhalte richten sich an alle Menschen unabhängig von Geschlecht und Identität. Deshalb verwenden wir auf unserer Website sowohl neutrale, weibliche als auch männliche Formulierungen, während wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf die gleichzeitige Verwendung dieser Sprachformen zum Beispiel durch das Gendersternchen verzichten. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. Auch die verwendeten Bilder sind so gewählt, dass sie eine möglichst große Vielfalt abbilden. Foto von Atlassstudio auf Canva & Illustrationen von Freepik

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Positiv- und Negativsymptome erklärt

Inhalt Positivsymptome Was sind Wahngedanken? Was sind Halluzinationen? Negativsymtome Negativsymptome und Depression Hast du beim Thema Psychose schon einmal von Positiv- und Negativsymptomen gehört? Wenn du dir nicht sicher bist, was damit gemeint ist, klärt dieser Artikel auf. „Positiv“ und „negativ“ heißt nicht gute oder schlechte Symptome. Einfach gesagt gibt es mit Positivsymptomen mehr zu erleben und mit Negativsymptomen weniger. Zu den Positivsymptomen zählen ungewöhnliche Überzeugungen und Stimmenhören, zu den Negativsymptomen etwa fehlende Energie und wenig Kontakt zu anderen Menschen. Positivsymptome, auch Plus-Symptome: Dem normalen Denken, Fühlen, Verhalten werden Dinge hinzugefügt = Symptome wie Wahngedanken und Halluzinationen. Negativsymptome, auch Minus-Symptome: Dem normalen Erleben wird etwas weggenommen = Symptome wie weniger Antrieb, weniger Freude, oder weniger Kontakte zu anderen Menschen. Positivsymptome Positivsymptome – Wahngedanken und Halluzinationen – sind wohl das, was die meisten Leute mit Psychosen verbinden. Sie sind auf den ersten Blick vielleicht auch die auffälligsten Symptome. Wir erklären dir im Folgenden, was sie bedeuten. https://youtu.be/IxPc7Gg44eA Was sind Wahngedanken? Wahngedanken sind feste Überzeugungen, die nicht der Wirklichkeit entsprechen. Betroffene sind sich sicher, dass sie stimmen – auch wenn es eindeutige Beweise dagegen gibt. Etwa 80 bis 90 % der Betroffenen erleben im Laufe ihrer Erkrankung solche Gedanken, die oft um die eigene Person kreisen und sehr unterschiedlich sein können. Hier ein paar Beispiele: Verfolgungswahn: Betroffene glauben, verfolgt oder bedroht zu werden. Beispiel: „Eine geheime Organisation will mir schaden.“ Beziehungswahn: Hier denken Betroffene, dass bestimmte Personen oder Ereignisse nur für sie eine geheime Bedeutung haben. Beispiel: „Die Frau in der U-Bahn schickt mir mit ihrem Lächeln eine Botschaft.“ Größenwahn: Die Überzeugung, besonders mächtig oder wichtig zu sein. Beispiel: „Ich bin der Erbe eines berühmten Schauspielers.“ Körperlicher Wahn: Betroffene glauben, dass etwas mit ihrem Körper nicht stimmt. Beispiel: „Meine Lunge löst sich auf, deshalb kann ich nicht mehr atmen.“ Was sind Halluzinationen? Halluzinationen sind Sinneseindrücke, die echt wirken, obwohl es keine tatsächliche Ursache gibt. Betroffene können Dinge hören, sehen oder fühlen, die andere nicht wahrnehmen. Am häufigsten sind Stimmen, die etwa 60 % der Betroffenen hören. Stimmenhören (akustische Halluzinationen): Viele Betroffene hören Stimmen, die mit ihnen sprechen, über sie reden oder Befehle erteilen. Diese Stimmen wirken real und sind oft sehr belastend. Kommentierende Stimmen: Sie kritisieren oder bewerten den Betroffenen. Beispiel: „Du machst alles falsch.“ Befehlende Stimmen: Sie fordern zu Handlungen auf. Beispiel: „Heb das auf“ oder „Verletz dich!“ Wenn du deine eigene Stimme oder Gedanken in deinem Kopf hörst, ist das übrigens nicht das gleiche wie akustische Halluzinationen. Eine Halluzination wird üblicherweise als Stimme von außen wahrgenommen, wie von einer anderen Person. Positivsymptome beeinflussen das Leben von Betroffenen dann schlecht, wenn kein guter Umgang mit ihnen gefunden wird. Wir empfehlen dringend, in einer solchen Phase professionelle Hilfe zu suchen. Positivsymptome sind verbreiteter als man denkt Wusstest du, dass auch Menschen ohne psychische Erkrankung solche ungewöhnlichen Überzeugungen oder Einbildungen haben können? Meist nur nicht in so starker Form. Wer nicht selbst von Psychosen betroffen ist, kann sich fragen: Ist es schonmal vorgekommen, dass ich mir Geräusche eingebildet habe? Das kann ein stressiges Klingeln auf der Arbeit sein, welches man plötzlich auch in der Freizeit zu hören scheint. Vielen ist auch der Gedanke bekannt, nachts von einem Auto oder einer Person verfolgt zu werden, obwohl man nur zufällig denselben Weg hat. Bei einer Psychose sind diese Wahrnehmungen allerdings viel stärker und oft belastend für Betroffene und ihr Umfeld. Negativsymptome Negativsymptome sind meistens nicht so offensichtlich, treten aber oft viel früher als die Positivsymptome auf. Wenig sprechen: Betroffene finden es schwer, ihre Gedanken auszudrücken. Sie sprechen oft wenig und benutzen nur wenige Worte. (Sprachverarmung) Keine Energie: Es fehlt die Energie und Lust, etwas zu tun. Selbst einfache Dinge wie Aufstehen oder Einkaufen fühlen sich anstrengend an. (Antriebslosigkeit) Wenig Gefühl zeigen: Gefühle werden weniger gezeigt. Gesichtsausdrücke, Stimme und Körpersprache wirken weniger lebhaft bis ausdruckslos. (Affektverflachung) Keine Freude mehr: Dinge, die früher Spaß gemacht haben, machen keine Freude mehr. Alles wirkt uninteressant oder bedeutungslos. (Anhedonie) Sich zurückziehen: Viele ziehen sich aus ihrem Umfeld zurück, vermeiden Kontakte und verlieren so leider auch wichtige persönliche Beziehungen wie Freundschaften. Denn der Rückzug wird oft missverstanden und als Ablehnung wahrgenommen, obwohl es ein Symptom der Erkrankung ist. (Sozialer Rückzug) https://youtu.be/GFlEF9KuY7I Diese Symptome können Anzeichen einer entstehenden Psychose sein. Ebenso können sie durch eine Psychose hervorgerufen oder verstärkt werden. Manche Menschen erleben in ihrem Leben mehrere Psychosen (Rückfälle) und werden dadurch von anderen abgelehnt, vorverurteilt und verlieren Freundschaften. Da ist es nur allzu verständlich, wenn man sich zurückzieht. Um wieder besser am Leben teilzunehmen, ist Hilfe von außen wichtig – auch wenn sie leider oft nicht so leicht zu bekommen ist. Wichtig: Negativsymptome haben nichts mit Faulheit zu tun. Der fehlende Antrieb gehört zur Erkrankung. Angehörigen hilft es oft, sich vorzustellen, wie erschöpft man sich bei einer Erkältung fühlt und einfach nur Ruhe braucht. Negativsymptome und Depression Negativsymptome sind den Symptomen einer Depression sehr ähnlich. Es ist oft schwer, beides voneinander zu unterscheiden – das muss von Fachleuten genau untersucht werden. Manchmal kommt eine Depression zusätzlich zur Psychose dazu, zum Beispiel, wenn jemand durch die Psychose wichtige Beziehungen oder Lebensziele aufgeben musste. Negativsymptome und Depression können auf ähnliche Weise behandelt werden. Reinschauen: Max (30) lebt seit seinem 19. Lebensjahr mit der Diagnose paranoide Schizophrenie und gibt im Format no stigma! Einblicke, wie er mit der Erkrankung lebt. Mittlerweile unterstützt er als Genesungsberater andere Betroffene. Wenn die bösen Stimmen dich unter Druck setzen – ein empfehlenswerter YouTube-Beitrag, der mit Vorurteilen gegenüber psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie aufräumt. Hinweis zu inklusiver Sprache Unsere Inhalte richten sich an alle Menschen unabhängig von Geschlecht und Identität. Deshalb verwenden wir auf unserer Website sowohl neutrale, weibliche als auch männliche Formulierungen, während wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf die gleichzeitige Verwendung dieser Sprachformen zum Beispiel durch das Gendersternchen verzichten. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. Auch die verwendeten Bilder sind so gewählt, dass sie eine möglichst große Vielfalt abbilden. Foto von Priscilla Du Preez 🇨🇦 auf Unsplash & Illustrationen von Freepik

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So geht Psychotherapie

Inhalt Eine Therapie beginnen Warum eine Verhaltenstherapie? Beispiel für eine Therapiesitzung Der Gedanke an eine Psychotherapie kann viele Gefühle auslösen: Hoffnung, Angst, Skepsis oder Unsicherheit. Vielleicht fragst du dich, was genau auf dich zukommt. In diesem Artikel erfährst du, wie eine Therapie in der Regel abläuft, worauf du achten kannst und wie eine kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hilft. Jede Therapie ist individuell und kann von den beschriebenen Beispielen abweichen. Falls du dich speziell für die Behandlung von Positiv- und Negativsymptomen interessierst, findest du hier einen weiterführenden Artikel dazu: Symptome einer Psychose behandeln. Eine Therapie beginnen Alles beginnt mit dem Erstgespräch. Dabei lernst du deine Therapeutin oder deinen Therapeuten kennen, erzählst von deinen Anliegen und bekommst erste Informationen über den Therapieablauf. In dieser Phase werdet ihr zusammen auch Therapieziele festlegen – das können kurzfristige Ziele für den Alltag sein oder langfristige Lebensziele, die derzeit unerreichbar scheinen. Zudem gibt es einige organisatorische Dinge zu klären: Die Krankenkasse muss oft die Therapiekosten übernehmen und dein Arzt oder deine Ärztin muss bestätigen, dass keine körperlichen Ursachen für deine Beschwerden vorliegen. Wenn das erledigt ist und du dich mit deiner Therapeutin oder deinem Therapeuten wohlfühlst, kann es richtig losgehen. Was tun, wenn Vorurteile Angst machen? Viele Menschen mit Psychosen haben bereits Vorurteile oder Stigmatisierung erlebt. Besonders schwer ist es, wenn dies durch Fachpersonen geschieht und so das Vertrauen in professionelle Hilfe erschüttert wird. Eine gute Therapie sollte auf Verständnis und Respekt basieren. Wenn du dich nicht ernst genommen fühlst, sprich es an. Vielleicht handelt es sich um ein Missverständnis, das geklärt werden kann – oder du findest eine Behandlung, die besser zu dir passt. Warum eine Verhaltenstherapie? Es gibt verschiedene Therapieformen. Studien zeigen, dass die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) Menschen mit Psychosen hilft, belastende Gedanken und Verhaltensweisen zu erkennen und zu verändern. In der Therapie lernst du, neue Strategien zu entwickeln, um Herausforderungen besser zu bewältigen. ❞ „Kognitive Verhaltenstherapie bietet Menschen mit Psychosen praktische Werkzeuge, um ihre Gedanken zu ordnen und mit belastenden Situationen besser umzugehen. Sie kann helfen, wieder mehr Kontrolle über das eigene Leben zu gewinnen.“ Marco Anzaldo Psychologe bei Kiso Health Ein Beispiel für eine Therapiesitzung Jede Sitzung dauert in der Regel 50 Minuten. Ein möglicher Ablauf sieht so aus: Begrüßung, manchmal Small Talk Austausch: Wie geht es dir gerade? Gibt es etwas aus der letzten Sitzung zu besprechen? Falls es Übungen gab: Wie bist du damit zurechtgekommen? Heutiges Thema festlegen und inhaltlich daran arbeiten Mögliche Übungen für Zuhause Abschluss und Feedback So läuft eine Psychotherapie in den meisten Fällen ab. Falls du mehr über die Behandlung von spezifischen Symptomen erfahren möchtest, lies den zweiten Teil dieses Artikels: Symptome einer Psychose behandeln. Hinweis zu inklusiver Sprache Unsere Inhalte richten sich an alle Menschen unabhängig von Geschlecht und Identität. Deshalb verwenden wir auf unserer Website sowohl neutrale, weibliche als auch männliche Formulierungen, während wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf die gleichzeitige Verwendung dieser Sprachformen zum Beispiel durch das Gendersternchen verzichten. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. Auch die verwendeten Bilder sind so gewählt, dass sie eine möglichst große Vielfalt abbilden. Foto von FatCamera von Getty Images auf Canva & Illustrationen von Freepik

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Tobias Hohner: Künstlerische Einblicke in Schizophrenie

Tobias Hohner: Künstlerische Einblicke in Schizophrenie Von den Tiefen der Hölle bis zur göttlichen Herrschaft, auf und ab. Fühlt sich so schizophren sein an? Für Tobias Hohner gab es solche psychotischen Phasen. Als Künstler und Autor setzt er sich kreativ mit seiner Diagnose auseinander und macht sie dadurch anderen begreifbarer. Schizophrenie ist oft noch eine sehr missverstandene Krankheit. Dagegen setzt sich Tobias ein und hat uns seine Erfahrungen mit der Erkrankung erzählt: welche Gedanken er während Psychosen hatte, welche Rolle Religion dabei spielt und wie er mit Tiefpunkten umgeht. Schizophrenie und Dopamin: Die Rolle des Motivationshormons Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, bei der Dopamin, ein Neurotransmitter im Gehirn, eine zentrale Rolle spielt. Dopamin ist das Motivationshormon. Es sorgt dafür, dass wir Dinge wollen und danach streben. Klingt an sich super! Doch zu viel davon kann für psychotische Vorstellungen mit Wahngedanken sorgen. In diesem Bild visualisiere ich Ursache und Wirkung der Krankheit. Meine Gedanken während Psychosen waren zum Beispiel: Ich bin in der Hölle. Menschen sind Dämonen. Ich habe Schuld an Covid. Musiker im Radio spielen nur für mich. Ich bin Gott oder Jesus. Eine Krankheit wie jede andere Was will ich mit dem Bild ausdrücken? Schizophrenie hat nichts mit dem Charakter des Betroffenen zu tun. Wie bei jeder anderen Krankheit gibt es nachweisbare Ursachen und Wirkungen. Schizophrenie ist keine Persönlichkeitsstörung, sondern eine Krankheit, die durch verschiedene Ursachen entsteht. Ähnlich wie bei Diabetes oder Depressionen spielt ein Ungleichgewicht von Stoffen im Gehirn eine Rolle. Auch Gene und schwierige Lebensereignisse können dazu beitragen. Es ist also eine Krankheit, die sowohl durch körperliche als auch durch psychische und äußere Faktoren beeinflusst wird. Höhen und Tiefen im Leben mit Schizophrenie Auf und ab, auf und ab, auf und ab. Als ich mit Schizophrenie diagnostiziert wurde, war mein Leben auf dem absoluten Tiefpunkt. Vielen Betroffenen geht es so. Sie denken, sie schaffen es nicht, aus diesem Tal zu entkommen – so war es bei mir auch. Ich dachte nie, dass ich es schaffen könnte. Die Herausforderungen waren zu groß. Ich finde, die Linie des Herzschlags ist ein schönes Bild für das Leben. Nach den Tiefpunkten folgen in der Regel erneute Ausschläge nach oben. Meine Erfahrung im Bezug auf die Schizophrenie ist: Die Ausschläge nach oben können Jahre auf sich warten lassen. Aber sie kommen und sind dann umso schöner. Mit den Höhen und Tiefen im Leben ist das wie mit der Linie des Herzschlags auch: sie zeigt, dass wir leben. Ohne Auf und Ab bliebe alles still und unverändert. Schizophrenie und Religion: Ein schwieriges Zusammenspiel Schizophrenie und Religion – wie passt das zusammen? Psychosen sind nicht selten geprägt von religiösen Inhalten. Das häufigste Symptom der Schizophrenie ist das Hören von Stimmen (akustische Halluzination). Betroffene berichten, dass sie unter anderem die Stimme Gottes, Jesus, oder des Teufels hören. Dafür muss man kein religiöser Mensch sein, um diese Symptome wahrzunehmen. In der Regel geht dies einher mit dem sogenannten Größenwahn, bei dem betroffene Personen ein übertriebenes Gefühl von eigener Wichtigkeit oder Macht haben. Betroffene halten sich z. B. selbst für göttliche Entitäten oder den neuen Messias. Ohne Behandlung können diese Wahnvorstellungen Wochen, Monate oder sogar Jahre andauern und das Gehirn sowie die psychische Gesundheit langfristig beeinträchtigen. Die Rolle der Angehörigen: Sofortige Hilfe ist entscheidend Entscheidend ist hierbei die sofortige (!) ärztliche Behandlung. Ich weiß, mitten in einer Psychose herrscht keine Einsicht, keine Vernunft oder Verständnis. Dort gibt es nur Paranoia. Umso wichtiger ist dann die Aufgabe der Angehörigen, schnell zu handeln und entsprechende Schritte einzuleiten. Anmerkung Kiso Health: Adressen und Tipps für schwierige Phasen findest du hier: Dein Krisenplan: Wie du die Kontrolle in schwierigen Phasen behältst Der Weg aus der Krise: So können Angehörige Psychose-Betroffenen helfen Herzlichen Dank an Tobias Hohner für seine persönliche Darstellung der Erkrankung aus der Sicht eines Betroffenen und seine ermutigenden Worte für andere Betroffene in schwierigen Phasen. Mehr über seine Erfahrungen teilt Tobias in seinem Buch „Die Florenz-Geschichte. Wie ich die Schizophrenie besiegte“. Schizophrene Kunstwerke von Tobias findest du in seiner Galerie: www.hohnerart.com. Hinweis zu inklusiver Sprache Unsere Inhalte richten sich an alle Menschen unabhängig von Geschlecht und Identität. Deshalb verwenden wir auf unserer Website sowohl neutrale, weibliche als auch männliche Formulierungen, während wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf die gleichzeitige Verwendung dieser Sprachformen zum Beispiel durch das Gendersternchen verzichten. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. Auch die verwendeten Bilder sind so gewählt, dass sie eine möglichst große Vielfalt abbilden. Fotos von Tobias Hohner

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Psychose: Dein Krisenplan

Dein Krisenplan: Wie du die Kontrolle in schwierigen Phasen behältst Krisen sind belastende Lebensphasen, die jeden von uns betreffen können. Sie fühlen sich oft überwältigend an, doch es gibt Wege, mit ihnen umzugehen. In diesem Artikel erfährst du, wie du dir in schwierigen Momenten selbst helfen kannst, wie ein Krisenplan funktioniert und welchen wertvollen Tipp Tobias Hohner, der selbst an Schizophrenie erkrankt ist, für Krisensituationen hat. Ein kleiner Hinweis, falls du selbst nicht betroffen bist, aber eine nahestehende Person mit psychotischer Erkrankung kennst: Unser Artikel Weg aus der Psychose bietet hilfreiche Infos, wie du als Angehörige/Angehöriger in einer Krise unterstützen kannst. Was ist eine Krise? Krisen sind schwierige Lebensphasen, die uns sehr belasten und überfordern können. Sie sind ein natürlicher Teil des Lebens und entgegen häufigen Meinungen keine Anzeichen von Schwäche oder Krankheit. Krisen entstehen durch extremen Stress, der oft über längere Zeit anhält und uns überfordert und hilflos fühlen lässt. Eine Phase, wie sie garantiert in jedem Leben vorkommt. Wie man auf diesen Stress reagiert, ist aber von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Eine Psychose kann eine solche Reaktion sein. Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass Psychosen nichts weiter als eine individuelle Art sind, mit einer extrem stressigen und belastenden Situation umzugehen. Bei den meisten äußert sich eine Krise eher in Schlafproblemen oder in sehr ängstlichen oder traurigen Zuständen. Manche hören aber eben zum Beispiel Stimmen oder sehen Dinge (halluzinieren), was eine genauso natürliche Reaktion ist, jedoch oft auf Ablehnung stößt, weil es den meisten fremd ist. Der Abbau von Vorurteilen kann Betroffenen von Psychosen helfen, sich selbst mit diesen zu akzeptieren und wenn nötig Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auslöser und Anzeichen einer Krise Krisen entstehen oft, wenn wir vor großen Veränderungen stehen – etwa bei einer Trennung, dem Verlust eines geliebten Menschen, beruflichen Schwierigkeiten oder gesundheitlichen Problemen. Solche Phasen können uns überfordern und emotional stark belasten. Wie stark ist unterschiedlich. Es gibt leichte Krisen, mit denen sich der Alltag trotzdem meistern lässt, mittlere Krisen, und schwere Krisen mit sehr starken Symptomen, die den Alltag extrem beeinträchtigen. Beispiele für Krisen: Beziehungskrisen: Das Ende einer (langen) Beziehung kann starke Gefühle von Verlust und Unsicherheit, manchmal auch Trauer und Wut auslösen. Verlust eines geliebten Menschen: Der Tod eines nahestehenden Menschen verursacht oft tiefe Trauer und Schmerz. Berufliche Krisen: Der Verlust des Jobs oder berufliche Probleme können Stress und Zukunftsängste auslösen. Gesundheitliche Krisen: Eine ernsthafte und/oder chronische Erkrankung stellt das Leben oft auf den Kopf und erfordert Zeit, um mit Angst und Unsicherheit umzugehen. Identitätskrisen: In verschiedenen Lebensphasen hinterfragen wir oft unsere Identität und Ziele, was zu inneren Konflikten, aber auch persönlichem Wachstum führen kann. Wenn du mehr über erste Symptome und Auslöser erfahren möchtest, schau dir unseren Artikel Anzeichen einer Psychose an. Was tun in einer Krise? In einer Krise können unsere Gedanken und Gefühle sehr stark werden, und es fällt uns schwerer, die Welt um uns herum wahrzunehmen oder aktiv zu handeln. Um aus der Krise herauszukommen, sollten wir versuchen, uns weniger auf unsere Gedanken und Gefühle zu konzentrieren. Stattdessen hilft es, die Aufmerksamkeit auf das zu richten, was um uns herum passiert, und bewusst unser Verhalten zu verändern. Das kann helfen, wieder ein Gleichgewicht zu finden. Wie kann das konkret aussehen? Wir haben Tobias Hohner, Maler, Autor und Schizophrenie-Betroffener, nach seinem Tipp für Krisensituationen gefragt: „Der erste Schritt in einer wirklich akuten Krisensituation ist meiner Meinung nach die Notfalltabletten nehmen, im Zuge dessen auch viel mit Leuten reden, ganz offen und ehrlich darüber sein, wie man sich fühlt, und auch so gut es geht versuchen, auf die Menschen in seinem Umfeld zu hören, wie die einen wahrnehmen.“ Je nachdem, wie stark deine Gefühle sind, können dich verschiedene Aktivitäten ins Hier und Jetzt zurückholen. Auch wenn es dir momentan gut geht, kannst du überlegen, was dir in einer schwierigen Phase helfen würde. So hast du einen Notfallkoffer zur Hand, solltest du eine Krise erleben. Notfallkoffer für deine Krise – Beispiele Was hilft dir in einer leichten Krise? ● Es sich gemütlich machen: Das Bett frisch beziehen oder Musik hören ● Zeit in der Natur verbringen oder einen gemütlichen Abend mit Freunden/Familie planen ● Neue Kleidung anprobieren oder die Wohnung umdekorieren Was hilft dir in einer mittleren Krise? ● Spazieren gehen oder mit Freunden/Familie telefonieren ● Ein Hörbuch hören oder Sport machen ● Eine heiße oder kalte Dusche nehmen ● Notfallmedikation nutzen, wie mit deinem Arzt besprochen Was hilft dir in einer schweren Krise? ● Pflanzen, Bücher oder Lichtschalter in deiner Wohnung zählen ● Notfallmedikation nutzen, wie mit deinem Arzt besprochen ● Auf deinen Krisenplan zurückgreifen Hinweis ausblenden. Wie erstelle ich einen Krisenplan? Krisen lassen sich schlecht vorhersehen und sind sie einmal da, fällt es oft schwer, nach der richtigen Hilfe zu suchen. Ein Krisenplan ist Gold wert, wenn (schnelle) Hilfe von anderen benötigt wird. Er beinhaltet Telefonnummern und Adressen von: Vertrauenspersonen, z. B. Familienangehörige, Freunde, gesetzliche Betreuer oder ggf. Mitarbeiter deiner Wohneinrichtung Hausarzt/Psychiater/Psychotherapeut Andere Betreuungspersonen, Krisendienst, Sozialpsychiatrische Dienste (SPDi) Psychiatrisches Krankenhaus: Dort ist immer ein Psychiater erreichbar, auch nachts. Rettungswagen oder Taxi: Manchmal sollte man sich sofort in ein Krankenhaus begeben. Du kannst den Rettungswagen rufen – oder wenn du es dir noch zutraust, ein Taxi. Wir bei Kiso Health wissen aus unserer therapeutischen Erfahrung, dass der Krisenplan ein wichtiges Hilfsmittel für Betroffene von Schizophrenie und Psychosen sein kann. Deshalb entwickeln wir unsere Betroffenen-App Kiso Mind so, dass du dort deinen individuellen Krisenplan erstellen kannst und ihn digital immer und überall dabei hast. Das gibt dir die Sicherheit, im Notfall schnell die wichtigsten Kontakte erreichen zu können. Solltest du mal selbst nicht in der Lage sein, können auch anwesende Personen mit einem Blick in den Krisenplan die richtigen Stellen informieren. So findest du Hilfe, wenn du noch keine Kontakte hast: Google Maps: Gib „Facharzt Psychiatrie“ ein, um eine Liste von Psychiatern in deiner Nähe zu erhalten. Google-Suche: Es gibt spezialisierte Einrichtungen, wie Psychose-Ambulanzen, die oft an psychiatrische Kliniken angebunden sind. Such etwa nach „Psychose Ambulanz Berlin“ für passende Angebote in deiner Region. Telefonnummer 116117 (Ärztlicher Notdienst): Hier

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3 Tipps für eine gesunde Abgrenzung

Selbstpflege für Angehörige: 3 Tipps für eine gesunde Abgrenzung Die Betreuung eines psychisch erkrankten Familienmitglieds kann sehr fordernd sein. Um nicht selbst auszubrennen, ist es wichtig, das eigene Wohlbefinden nicht zu vernachlässigen. Entdecke in unserem Artikel, wie du durch klare Grenzen und bewusste Freizeitgestaltung deine Balance findest und gleichzeitig eine wertvolle Unterstützung für deine Liebsten bleibst. Ein Mitglied deiner Familie oder deines Freundeskreises ist psychisch erkrankt. Dein Fokus liegt nun wahrscheinlich darauf, dieser Person zu helfen. Das ist eine gute Sache, denn du bist bestimmt eine wertvolle Stütze für sie. Wir möchten dir jedoch zeigen, warum es genauso wichtig ist, dein eigenes Wohlbefinden im Auge zu behalten. Beachte auch, dass es sich sogar positiv auf das Selbstvertrauen der erkrankten Person auswirkt, wenn sie Aufgaben und Probleme eigenständig löst und ihr nicht alles abgenommen wird. Einfluss psychischer Erkrankungen auf den Alltag von Angehörigen Das Zusammenleben mit psychisch erkrankten Personen kann für Angehörige sehr belastend sein. Beispiele für psychische Erkrankungen sind bipolare Erkrankungen und psychotische Erkrankungen wie Schizophrenie. Mehr Umgang mit einem erkrankten Angehörigen führt übrigens nicht unbedingt zu mehr Gewöhnung und weniger Belastung, sondern kann oft das Gegenteil bewirken. Frage dich als Angehörige: Wie sehr belastet mich die Situation im Alltag? Vielleicht hast du die Belastung schon direkt gespürt, oder sie hat dir schleichend deine Akkus geleert. In jedem Fall ist es wichtig, dich abzugrenzen und ein eigenes glückliches Leben zu führen. Motivation für ein eigenes glückliches Leben Für Angehörige sind ein gesunder Abstand und ein eigenes erfülltes Leben aus den folgenden Gründen wichtig: Selbstpflege: Die Betreuung eines psychisch erkrankten Familienmitglieds kann sehr anstrengend sein. Daher ist es wichtig, dass Angehörige sich Zeit für sich selbst nehmen, um sich zu erholen, zu entspannen und ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Förderung der Eigenverantwortung: Wenn Angehörige klare Grenzen setzen und ihr eigenes Leben führen, hilft das dem psychisch erkrankten Familienmitglied, mehr Verantwortung für seine eigene Genesung zu übernehmen. Es wird ermutigt, seine eigenen Fähigkeiten und Ressourcen zu entwickeln und unabhängiger zu werden. Ressourcen einteilen: Die Pflege eines psychisch erkrankten Familienmitglieds erfordert viel Zeit, Energie und Ressourcen. Wenn Angehörige ihre eigenen Grenzen beachten und ihr Leben nicht vernachlässigen, können sie besser für sich selbst sorgen, ihre eigenen Ziele erreichen und Verpflichtungen erfüllen. Auch das erkrankte Familienmitglied wird spüren, wenn die Situation seine Angehörigen belastet, was für beide Seiten schwer sein kann. Umgekehrt ist es beruhigend zu wissen, dass Angehörige ausgeglichen sind und ihrem Alltag nachgehen. Sollten bei dir Zweifel oder Sorgen aufkommen, ist das völlig normal und du bist nicht allein damit. Es kann Zeit brauchen, bis du einen gesunden Abstand aufgebaut und herausgefunden hast, was für dich zu einem glücklichen Leben gehört. Wenn du mit einem schlechten Gewissen kämpfst, möchten wir dir versichern, dass das nicht notwendig ist. Gesunde Abgrenzung hat nichts mit Egoismus oder im Stich lassen zu tun. Unser Tipp: Erinnere dich regelmäßig an die Gründe für ein eigenes glückliches Leben und nutze sie als Motivation. Wie gelingt eine gesunde Abgrenzung? Frage dich nun: Wie gut gelingt mir die gesunde Abgrenzung bisher im Alltag? Wenn du bereits zufrieden bist, ist das toll! Falls du die Frage mit „noch nicht so gut“ beantwortet hast und dich jetzt fragst, wie diese Abgrenzung funktionieren soll, folgen hier 3 praktische Tipps: Aufgaben verteilen Feste Zeiten vereinbaren Eigene Freizeit planen 1. Aufgaben verteilen Es ist wichtig, Aufgaben zu verteilen, um die Last auf mehrere Schultern zu verteilen. Eine Person allein kann selten alle anfallenden Aufgaben bewältigen. Daher sollte geklärt werden, wer welche Aufgaben übernimmt. Angehörige, Freunde, behandelnde Ärzte, mögliches Pflegepersonal und andere wichtige Personen sollten eingebunden werden. Beispiel: Wer ist wofür zuständig? Wenn der Sohn Leo erkrankt ist und im Elternhaus wohnt, könnte Leos Vater sich um Arztbesuche kümmern und seine Mutter um Finanzen und behördliche Angelegenheiten. Weitere Aufgaben können je nach Verfügbarkeit verteilt werden. Eine klare Aufgabenverteilung sorgt für bessere Organisation und entlastet alle Beteiligten. 2. Feste Zeiten vereinbaren Für alle Beteiligten sollte klar sein, wann sie gewisse Aufgaben übernehmen oder Zeit mit dem erkrankten Familienmitglied verbringen. Dies sollte zu festen Zeiten geschehen. Beispiel: Wer kümmert sich wann? Leos Vater könnte für Montag und Mittwoch zuständig sein, während Leos Mutter für das Wochenende verantwortlich ist. Wohnt Leo außerhalb des Elternhauses, können zusätzlich Anrufe jeden Dienstag und Donnerstag um 18 Uhr festgelegt werden. Wichtig: Die gemeinsame Zeit sollte sich nicht danach richten, wie gut oder schlecht es dem betroffenen Familienmitglied gerade geht, sondern nach den zuvor vereinbarten Zeiten. Wenn Besuche oder Telefonate immer dann stattfinden, wenn es ihm schlechter geht, könnte seine Selbstständigkeit eingeschränkt werden. Das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten kann leiden, wenn andere sofort einspringen. Studien zeigen, dass weniger Aufgaben kurzfristig entlasten, aber langfristig die Selbstwirksamkeit beeinträchtigen. Selbstwirksamkeit ist die Überzeugung, Aufgaben und Probleme selbstständig bewältigen zu können. Gib dem Betroffenen daher die Möglichkeit, eigene Probleme zu lösen und Selbstvertrauen zu gewinnen. Dennoch: In gefährlichen Situationen ist schnelles Handeln wichtig, etwa bei Eigen- oder Fremdgefährdung, oder einer deutlichen Verschlechterung des Gesundheitszustands. Ein Krisenplan kann mit klaren Handlungsanweisungen für Sicherheit bei Angehörigen und Betroffenen sorgen. 3. Eigene Freizeit planen Für Angehörige ist es wichtig, das eigene Leben nicht zu vernachlässigen, um langfristig belastbar zu bleiben. Überlege dir angenehme Freizeitaktivitäten, die unabhängig vom erkrankten Familienmitglied stattfinden. Beispiele für Aktivitäten: Gerade bei Stress und Belastung hilft es, die eigenen Akkus wieder aufzuladen. Plane regelmäßig Aktivitäten ein, die Freude bereiten und Erholung bieten. Das können kleine Dinge sein wie ein Spaziergang, Musik hören, ein Buch lesen oder Freunde treffen. Diese kurzen Erholungsmomente helfen, dem Stress zu entfliehen und positive Gefühle zu erleben. So kommt es auch gar nicht erst zu leeren Akkus. Eine Kombination aus täglichen kleinen Freuden und langfristigen Routinen, die deinen Werten entsprechen, ist besonders hilfreich. Es mag Überwindung kosten, bestimmte Aktivitäten wie Sport anzugehen, aber es lohnt sich, wenn sie auf persönlichen Werten wie „gesund und sportlich leben“ basieren. Finde Deine Auszeiten Wenn du noch nicht so genau weißt, welchen Aktivitäten du nachgehen könntest, haben wir eine passende Übung für dich. Darin nimmst du dir einen Moment Zeit, gehst verschiedene Bereiche deines Lebens durch

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