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4 Tipps für ein positives Familienklima

4 Tipps für ein positives Familienklima Wenn zuhause oft schlechte Stimmung herrscht, liegt das häufig an Problemen in der Kommunikation. In diesem Artikel erfährst du praktische Tipps, die das Zusammenleben von Psychose-Betroffenen und ihren Angehörigen erleichtern können. Außerdem stellen wir den Inhalt und die Ziele unserer Angehörigen-App Kiso Care vor. Psychotische Erkrankungen können eine enorme Herausforderung für Familien sein. Wie schnell man sich im privaten Umgang damit überfordert fühlt, wissen viele Angehörige aus eigener Erfahrung nur zu gut. Professionelle Hilfe für Betroffene und ihre Familien ist oft schwer zu finden und teilweise mit langen Wartezeiten verbunden. Bei Kiso Health arbeiten wir an innovativen digitalen Lösungen, um diese Lücke zu schließen. Kiso Care: Eine App für Angehörige Mit Kiso Care bieten wir eine App speziell für Angehörige von Psychose-Betroffenen an, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Diese App bietet: Wissenswertes über psychotische Erkrankungen Wichtigste Anlaufstellen im Gesundheitssystem Konkrete Tipps für Angehörige zur Selbstfürsorge und zum Umgang mit erkrankten Familienmitgliedern, um in schwierigen Situationen gut unterstützen zu können Unser Ziel ist es, ein harmonisches Familienklima zu fördern, indem wir die gegenseitige Akzeptanz und Unterstützung unter den Familienmitgliedern stärken. Dadurch werden Konflikte, Vorwürfe und Streitigkeiten verringert. Eine positive familiäre Atmosphäre trägt dazu bei, dass Betroffene weniger Rückfälle erleiden, da sie in einem unterstützenden Umfeld aufgehoben sind. Das bedeutet auch weniger Stress und Sorgen für ihre Angehörigen. Langfristig führt dies zu einer geringeren Belastung des Gesundheitssystems, da Betroffene seltener auf professionelle Hilfe angewiesen sind. Tipps für eine hilfreiche Kommunikation Besonders im Alltag trägt eine gute Kommunikation entscheidend zu einem guten Zusammenleben bei. Daher haben wir in unserer App Kiso Care diesem Thema besondere Aufmerksamkeit geschenkt. In diesem Artikel möchten wir dir schon einmal 4 Tipps für eine hilfreiche Kommunikation zeigen: Positive Gefühle äußern Wünsche äußern Negative Gefühle äußern Aktiv zuhören Tipp 1: Positive Gefühle äußern Oft neigen wir dazu, den Alltag durch die Brille der Herausforderungen und Probleme zu betrachten. Doch wenn wir uns ausschließlich auf das Negative konzentrieren, verstärken wir es und stellen das Positive in den Schatten. Aus dieser Situation heraus ist es schwierig, positive Veränderungen im Verhalten zu festigen. Betroffene könnten den Eindruck bekommen, dass ihre Bemühungen nicht gewürdigt werden. Zeige, worüber du dich freust. Es ist wichtig, auch das Gute zu sehen und zu würdigen. Indem du Lob oder Anerkennung aussprichst, schenkst du anderen ein Gefühl der Wertschätzung. Natürlich kannst du auch deine Unterstützung anbieten, um zu zeigen, dass die betroffene Person willkommen ist und keine Last darstellt. Ab und zu positive Gefühle wie Dankbarkeit zu äußern, kann schon einen riesigen Einfluss auf das Familienklima haben. Diese Schritte können dir beim Äußern positiver Gefühle helfen: Schau die Person an. Beschreibe genau, was dir am Verhalten gefallen hat. Sag ihr, wie du dich dabei gefühlt hast. Beispiel, wie man positive Gefühle äußert: Markus freut sich, dass Sophie trotz Antriebslosigkeit die benutzten Handtücher aufgehängt hat. Markus weiß, wie wichtig es ist, positives Verhalten anzuerkennen. Er spricht Sophie an, indem er ihr in die Augen sieht und sagt: „Danke, dass du die Handtücher aufgehängt hast! Das Badezimmer sieht jetzt viel ordentlicher aus.“ Dismiss this alert. Tipp 2: Wünsche äußern Haben sich in dir schon einmal Frust und Ärger über das Verhalten anderer angestaut? Oft nehmen wir an, dass andere unsere Gedanken und Wünsche bereits kennen sollten und sagen deshalb nichts. Doch das kann dazu führen, dass sich ihr Verhalten nicht ändert, weil sie unseren Wunsch nicht kennen. Ein wichtiger Teil guter Kommunikation ist es, unsere Wünsche zu äußern. Um Enttäuschungen zu vermeiden, ist es wichtig, unsere Wünsche klar zu kommunizieren. Besonders, wenn wir mit dem Verhalten anderer nicht einverstanden sind oder wenn wir spezifische Anliegen an unsere Liebsten haben. Diese Schritte können dir beim Äußern von Wünschen helfen: Schaue dein Gegenüber an. Beschreibe genau, worum du sie oder ihn bittest. Beschreibe auch, wie du dich dann fühlst. Beispiel, wie man Wünsche äußert: Angenommen, Sophie hat vergessen, die benutzten Handtücher aufzuhängen, und sie liegen immer noch auf dem Boden im Badezimmer. Markus bemerkt das, während er das Badezimmer benutzt. Zuerst ärgert er sich darüber, aber dann erinnert er sich daran, wie wichtig es ist, seine Wünsche klar auszudrücken. Er wendet sich an Sophie und sagt: „Hey Sophie, könntest du bitte die Handtücher nächstes Mal gleich aufhängen? Das würde mir wirklich helfen, denn dann ist das Badezimmer ordentlich und die Handtücher trocknen schneller.“ Dismiss this alert. Tipp 3: Negative Gefühle äußern Auch negative Gefühle wie Enttäuschung, Wut, Gereiztheit, Angst, Unsicherheit, Traurigkeit oder Hoffnungslosigkeit haben ihren Platz. Wir alle empfinden sie von Zeit zu Zeit. Meistens signalisieren sie, dass wir ein Problem angehen sollten. Leider werden diese negativen Gefühle jedoch oft erst nach längerer Zeit angesprochen, nachdem die ärgerliche Situation wiederholt aufgetreten ist. Dadurch steigt die Spannung, bis es zu einem Streit kommt, bei dem wir uns gegenseitig beschuldigen und angreifen. Der erste Schritt besteht darin, diese Gefühle offen und deutlich zu kommunizieren. Meist steht hinter negativen Gefühlen der Wunsch, dass andere Personen ihr Verhalten ändern. Es ist besser, deine Gefühle und Wünsche direkt zu kommunizieren, anstatt später mit Drohungen oder Kritik zu reagieren. Wenn du deine Sichtweise erklärst, fühlt es sich weniger wie ein Angriff an und die Person ist eher bereit, ihr Verhalten anzupassen. Diese Schritte können dir beim Äußern negativer Gefühle helfen: Schau die Person an, sprich bestimmt und klar. Beschreibe genau, was dir missfallen hat. Sage, was du dabei gefühlt hast. Mache einen Vorschlag, wie sie dies in Zukunft vermeiden könnte. Beispiel, wie man negative Gefühle äußert: Tims Mutter bemerkt, dass er wieder vergessen hat, seine Medikamente einzunehmen. Sie sieht ihn an und sagt: „Ich habe bemerkt, dass du gestern deine Medikamente nicht genommen hast. Ich mache mir Sorgen, dass deine Gesundheit darunter leidet. Möchtest du vielleicht eine Tablettenbox ausprobieren? Vielleicht hilft es dir, die Medikamente regelmäßiger einzunehmen.“ Dismiss this alert. Tipp 4: Aktiv zuhören Der letzte Grundpfeiler einer guten Kommunikation ist das aktive Zuhören. Wenn andere uns zeigen, dass sie wirklich zuhören, fühlen wir uns sicher und verstanden. Indem sie auf das Gehörte eingehen und Rückfragen stellen, regen sie uns

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Experteninterview zur Legalisierung von Cannabis

Cannabiskonsum ist jetzt legal – Pro und Contra mit Priv.-Doz. Dr. med. Arnim Quante Seit April 2024 dürfen Erwachsene in Deutschland legal Cannabis besitzen und konsumieren. Unsere Psychologin Nele Potrykus hat mit Experte Priv.-Doz. Dr. med. Arnim Quante, Oberarzt in der Friedrich von Bodelschwingh Klinik, Berlin, über Vor- und Nachteile besonders für Menschen mit einem erhöhten Psychose-Risiko gesprochen und an wen man sich bei Symptomen einer Psychose wenden kann. Nele: Was spricht aus deiner Perspektive für die Legalisierung? Wo kann sie hilfreich sein? Arnim: Cannabis ist eine weit verbreitete Droge, die tagtäglich konsumiert wird. Wer es konsumieren möchte, findet in der Regel Mittel und Wege. Die Legalisierung führt nun dazu, dass man als Konsument nicht automatisch eine Straftat begeht, was erst einmal begrüßenswert ist. Es ist meines Erachtens extrem schwierig, auf der einen Seite Alkohol überall zugänglich zu machen, obwohl es sich hierbei genau genommen auch um eine Droge handelt, andererseits aber Cannabis weiterhin zu verbieten. Das ist für viele Konsumenten nicht nachvollziehbar und ist auch schwierig in der Öffentlichkeit zu rechtfertigen: Denn die Folgen eines übermäßigen Alkoholkonsums sind hinlänglich bekannt und absolut nicht ungefährlich. Hier mit zweierlei Maß zu messen, ist wenig nachvollziehbar. Ähnlich wie bei Alkohol gibt es viele Personen, die Cannabis ohne schwerwiegende Folgen und in Maßen konsumieren. Letztlich kommt es natürlich auch darauf an, wie verantwortlich man selbst damit umgeht. Eine freiere Entscheidung ist nun möglich und damit auch die Entkriminalisierung einer Personengruppe, die es mit oder ohne Gesetz sowieso weiter konsumiert hätten. Nele: Was spricht aus deiner Perspektive gegen die Legalisierung? Wo kann sie, besonders bei Menschen mit Psychose-Erfahrung, gefährlich werden? Arnim: Verharmlosen darf man Cannabis bzw. THC trotz Legalisierung auf keinen Fall. Studien aus Holland bestätigen, dass die Legalisierung auch zu mehr Konsum geführt hat und zum häufigeren Auftreten von Folgeerscheinungen und -Erkrankungen, insbesondere, aber nicht nur, durch Cannabis induzierte Psychosen. Auch amotivationale Syndrome*, depressive Störungen und sozialer Rückzug können Folgen sein. Auch kann eine psychische Abhängigkeit Folge sein, das heißt beispielsweise, dass es Personen u. a. schwerfällt, ohne Cannabis Freude zu spüren oder einzuschlafen. Insbesondere junge Personen, bei denen die Entwicklung noch nicht vollständig abgeschlossen ist, können für solche Folgen vulnerabler sein. Daher finde ich es schwierig, dass bereits 18-Jährige legal konsumieren dürfen. Selbst wenn die Menge begrenzt ist, besteht hier eine größere Gefahr. Meines Erachtens hätte die Legalisierung frühestens erst ab dem 21. Lebensjahr erfolgen dürfen. Dass das gesetzlich schwierig umzusetzen ist, ist natürlich klar, da man ja ab 18 volljährig ist und somit alle Rechte haben dürfte. Aber bei diesem Gesetz ist die Mindestmenge ja auch geringer – daher hätte man meines Erachtens auch die Legalisierung auch erst ab 21 erfolgen können. Dazu kommt die meines Erachtens schon recht große Menge, die man bei sich bzw. zu Hause haben darf. Ich hätte mir gewünscht, dass es regulierte Ausgabestellen gegeben hätte, bei denen man mit Ausweispflicht eine gewisse Menge für den Eigenkonsum kaufen kann. Seien wir ehrlich: Es wird natürlich weiterhin Mittel und Wege geben, Cannabis auch ohne Social Clubs und Eigenanbau zu beziehen. Ein Eigenanbau ist schwer kontrollierbar, Ausgabestellen wären da einfacher gewesen. Für Personen, die bereits eine Psychose hatten, kann Cannabis natürlich noch viel gefährlicher sein. Das Risiko, erneut eine Psychose zu bekommen, ist deutlich erhöht. Und leider bleiben einige Personen dann darauf „hängen“, sprich sind extrem schwer zu behandeln. Hier rate ich in aller Schärfe von einem Konsum ab. Auch bei leiblichen Familienangehörigen von Menschen mit Psychosen besteht ein höheres Risiko. Nele: An wen kann man sich wenden, wenn man bemerkt, dass Cannabiskonsum zu psychischen Veränderungen führt? Arnim: Letztlich kommt das auch auf die Schwere der Symptomatik an. Bei „leichteren“ Veränderungen wie Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen oder dem Gefühl, ohne nicht mehr so gut funktionieren zu können, wären Hausärzte, Suchtberatungsstellen oder aber Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie sicherlich gute Ansprechpartner. Niedrigschwellig sind es am ehesten natürlich die Beratungsstellen, auch weil es schwierig ist, Termine bei Fachärzten zu bekommen. Sollten aber schwere Symptome, ggf. auch akut auftreten, kann es auch mal Sinn machen, eine psychiatrische Klinik aufzusuchen, wenn insbesondere wahnhafte Syndrome auftreten. Man kann sich auch an Krisendienste wenden oder an die sozial-psychiatrischen Dienste (SPDi). Auf jeden Fall sollte man sich Freunden oder Angehörigen anvertrauen, damit ggf. auch hier eine erste Hilfestellung möglich ist. Nele: Vielen Dank für das Interview, Arnim! *Unter Amotivation versteht man einen psychischen Zustand der Antriebslosigkeit, der sich durch ein allgemeines Fehlen von Motivation auszeichnet. Hinweis zu inklusiver Sprache Unsere Inhalte richten sich an alle Menschen unabhängig von Geschlecht und Identität. Deshalb verwenden wir auf unserer Website sowohl neutrale, weibliche als auch männliche Formulierungen, während wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf die gleichzeitige Verwendung dieser Sprachformen zum Beispiel durch das Gendersternchen verzichten. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. Auch die verwendeten Bilder sind so gewählt, dass sie eine möglichst große Vielfalt abbilden. Foto von Friedrich von Bodelschwingh-Klinik & Illustration von Freepik

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Psychische Erkrankungen und Vorurteile

„Du bist doch nicht normal!“ – Psychische Erkrankungen und ihre Vorurteile Vorurteile begegnen uns in vielerlei Formen, insbesondere Menschen mit psychischen Erkrankungen sehen sich ihnen häufig gegenüber. Gibt es Wege, mit den Vorurteilen umzugehen? Wie geht es denen, die mit ihnen leben müssen? Um diese Fragen kümmern wir uns in den folgenden Abschnitten. Weiter unten findet ihr auch ein Video mit Beispielen zum Umgang mit Vorurteilen bei Schizophrenie. Damit möchten wir vor allem mehr Austausch und Verständnis für das Thema psychische Erkrankungen erreichen und so Scham und Vorurteilen entgegenwirken. Vorurteile sind allgegenwärtig. Mal sind wir selbst betroffen und mal ertappen wir uns dabei, wie auch wir Vorurteile gegenüber anderen haben. Sie sind ein verbreitetes Phänomen, das leider besonders häufig im Bereich der psychischen Erkrankungen auftritt. Vorurteile gehören zur Schattenseite unserer Gesellschaft, in der Menschen aufgrund ihrer psychischen Probleme als anders und unnormal gelten. Im schlimmsten Fall werden Betroffene deswegen diskriminiert und ausgrenzt – Zeit, das zu ändern. Alltägliche Beispiele Die folgenden Aussagen und Situationen stellen geläufige Meinungen und Sprache dar, die auf Vorurteilen basieren: „Schizophren sein bedeutet, mehrere Persönlichkeiten zu haben.“ Diese Annahme ist falsch, denn bei Menschen mit mehreren Persönlichkeiten handelt es sich um eine andere psychische Erkrankung (dissoziative Identitätsstörung). „Typisch, psychisch Kranke sind gefährlicher.“ Dass man aufgrund psychischer Probleme eher Straftaten begeht, lässt sich pauschal nicht sagen. Studien finden gemischte Ergebnisse. Klar ist aber, dass zum Beispiel Menschen mit Schizophrenie, die in Behandlung sind, nicht gewalttätiger als Menschen ohne Schizophrenie sind. Wusstest du, dass Menschen mit Schizophrenie sogar häufiger als Menschen ohne Schizophrenie Opfer von Gewalttaten werden? „Irre, Spinner und Bekloppte“ als bekannte Schimpfwörter. Mit ihnen wird nicht nur die angesprochene Person beleidigt, sondern sie werten im gleichen Atemzug auch Menschen mit psychischen Erkrankungen ab. Zusammengefasst geraten also falsche „Fakten“ über psychische Erkrankungen in Umlauf und werden vermischt mit den eigenen Ängsten. Es entstehen Vorurteile, die Betroffene in die Schublade der Unnormalen und Verrückten stecken. Öffentliche Stigmatisierung     In Verbindung mit Vorurteilen fällt häufiger auch der Begriff „Stigmatisierung“. Das bedeutet, eine Person wird aufgrund ihrer Erkrankung in Partnerschaften, Freundschaften oder auf der Arbeit diskriminiert und ausgegrenzt und verliert in der Gesellschaft an Status. Da an diesem Prozess andere Personen bzw. die Gesellschaft beteiligt sind, spricht man von „öffentlicher Stigmatisierung“. Sie führt oft zu Stress- oder Angstzuständen, die über die erlebte Situation hinweg andauern. Das Stigma und die Stigmatisierung Definition: etwas, wodurch jemand deutlich sichtbar in einer bestimmten, meist negativen Weise gekennzeichnet ist und sich dadurch von anderen unterscheidet Synonyme: Brandmal, Ächtung, Diskriminierung Dismiss this alert. Die öffentliche Stigmatisierung breitet sich auf das gesamte soziale Umfeld der direkt Betroffenen aus und macht auch vor den Berufen und Behandlungen nicht halt, die mit der psychischen Erkrankung in Verbindung stehen. Ihr begegnen also sowohl Betroffene, ihre Angehörigen als auch Behandelnde wie Psychiater. Unter den psychischen Erkrankungen ist übrigens die Schizophrenie die am meisten stigmatisierende Erkrankung. Die meisten Menschen haben eine falsche oder gar keine Vorstellung davon, was es bedeutet, schizophren zu sein, weshalb Betroffene vermehrt als verrückt abgestempelt werden. Selbststigmatisierung Neben der öffentlichen Stigmatisierung gibt es noch eine weitere Art. Hast du schon einmal von „Selbststigmatisierung“ gehört? Es mag unlogisch klingen – sich selbst stigmatisieren und ausgrenzen? Leider ist es so, dass Betroffene sich selbst gegenüber nicht automatisch frei von Vorurteilen sind. Was sie überall in der Gesellschaft an Meinungen und Stimmungen aufschnappen und erfahren, wird irgendwann verinnerlicht und sie sehen sich selbst als den stereotypen psychisch Kranken. Sie stigmatisieren sich also selbst aufgrund der Stigmatisierung, die sie in ihrer Umgebung wahrnehmen. Trifft die Selbststigmatisierung auf Angehörige zu, so sehen sie etwa die Verantwortung für die Erkrankung der betroffenen Person bei sich. Sie sind überzeugt, durch Erziehung oder „Weitergabe“ des genetischen Risikos dazu beigetragen zu haben. Es ist auch möglich, dass sie von einem Gefahrenpotenzial des erkrankten Familienmitglieds ausgehen und es für untragbar für das eigene Umfeld halten. Das ist für Betroffene besonders tragisch, da Angehörige für die Akzeptanz von Therapien enorm wichtig sind. Folgen der Stigmatisierung für Betroffene Es ist verständlich, dass Vorurteile und Stigmatisierung für Betroffene sehr belastend sind. Zu den verschiedenen Folgen der Stigmatisierung gehören: Rückfälle (Rezidive), verminderte Lebensqualität, geringer Selbstwert, Scham und Selbstvorwürfe, weniger Motivation, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen (besonders bei stark ausgeprägter Selbststigmatisierung), reduzierte Selbstwirksamkeit (das Gefühl, selbst etwas bewirken zu können), fehlende Verfolgung der eigenen Lebensziele. Auswirkungen auf eine Therapie Auf eine mögliche Therapie hat vor allem die fehlende Bereitschaft für eine Behandlung äußerst negative Auswirkungen. Vor lauter Scham und Selbstvorwürfen wollen manche Betroffene die Krankheit zunächst nicht akzeptieren und brechen die Behandlung oft zu früh ab. So nimmt die Chance auf Heilung oder schnelle Besserung deutlich ab. Durch das gesellschaftliche Stigma kommt hinzu, dass nicht genügend öffentliche Mittel bereitstehen. Das bedeutet weniger Unterstützung und weniger therapeutische Angebote. Finanziell kann die Lage zudem kritisch werden, wenn Betroffene aufgrund ihrer Erkrankung den Arbeitsplatz verlieren. Auch bei Angehörigen wurden negative Folgen der Stigmatisierung beobachtet. Zum Beispiel ziehen sich manche Eltern von Betroffenen deutlich aus ihrem sozialen Umfeld zurück und entfremden sich immer mehr vom Freundes- und Bekanntenkreis. All dies sind wichtige Gründe, sich dafür einzusetzen, dass Vorurteile und Stigmatisierung nicht länger zum Alltag unserer Gesellschaft gehören. Wie Vorurteile entstehen Was steckt eigentlich hinter den Vorurteilen gegenüber psychischen Erkrankungen? Es ist allgemein gar nicht so verwunderlich, dass Menschen Vorurteile haben. Wann immer wir einer neuen Situation oder einem unbekannten Menschen begegnen, möchte unser Gehirn diese in eine bekannte Kategorie mit bestimmten Merkmalen einsortieren. Diese Strategie hilft uns (besonders in bedrohlichen Situationen), schnell zu entscheiden, wie wir reagieren. Im Bereich der psychischen Erkrankungen spielt außerdem seit jeher die Angst vor der Unberechenbarkeit psychisch kranker Menschen, insbesondere mit Schizophrenie oder Psychosen, eine große Rolle. In den Köpfen vieler findet man immer noch ein geteiltes Bild, das psychisch kranke und vermeintlich gesunde Menschen klar voneinander abgrenzt. Menschen mit psychischen Erkrankungen gelten dabei als unvernünftig und unberechenbar. Außerdem befinden sie sich in der Psychiatrie oder anderen Einrichtungen, die in dieser Ansicht nichts mit Normalität zu tun haben. Zu diesem Bild gesellen sich fehlendes oder falsches Wissen um die Erkrankung und

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Weg aus der Psychose

Der Weg aus der Krise: So können Angehörige Psychose-Betroffenen helfen Während einer Psychose befinden sich Betroffene in einer Krise, aus der sie ohne Hilfe von außen schwierig herauskommen. Daher haben wir bei Kiso Health einen Drei-Schritte-Plan für Angehörige erstellt, wie sie Psychose-Betroffene auf dem Weg zur Besserung begleiten können. Denn Krisen lassen sich meist besser zusammen meistern. Zu Beginn ein Tipp: Sollte das Thema neu für dich sein, kannst du zunächst unsere Einführung lesen. Darin erfährst du, wie sich eine Psychose äußern kann und warum es wichtig ist, Angehörige von Betroffenen beim Umgang mit Psychosen einzubeziehen. Das Phänomen Psychose bedeutet für diejenigen, die es durchleben, oft einen beängstigenden Zustand, in dem die eigene Wahrnehmung nicht mit der äußeren Realität übereinstimmt. Betroffene können zum Beispiel Stimmen hören, die ihnen Dinge befehlen oder sie kritisieren. Es scheint dann so, als ob ein anderer Mensch zu ihnen spricht, der in Wirklichkeit aber gar nicht da ist. Wahrscheinlich kann sich jeder vorstellen, dass es sehr verunsichernd ist, wenn man den eigenen Sinnen nicht mehr trauen kann. Wie sich eine Psychose genau äußert, ist bei jeder Person etwas anders, und es ist meistens eine Reaktion auf eine besonders stressige Situation oder Lebenskrise. Drei-Schritte-Plan für Angehörige Auch Angehörige kann das veränderte Verhalten der ihnen nahestehenden Person verunsichern und bei ihnen einen Leidensdruck sowie ein Gefühl der Hilflosigkeit auslösen. Schließlich wollen auch sie, dass es ihrem Kind, ihrer Freundin oder ihrem Partner schnell wieder besser geht. Wie man sich förderlicher verhalten könnte, wenn einem Anzeichen für eine Psychose auffallen, gehen wir in diesem Artikel anhand der folgenden drei Schritte durch: Gespräch mit der betroffenen Person suchen Gemeinsames Aufsuchen eines Facharztes Unterstützung anbieten Auch wenn sich diese Ratschläge hauptsächlich an Angehörige richten, ist vor allem der zweite Punkt hilfreich für Betroffene, die sich eigenständig auf die Suche nach professioneller Hilfe begeben möchten. Gespräch mit der betroffenen Person suchen Wenn Angehörigen Anzeichen einer Psychose bei der betroffenen Person auffallen, lohnt es sich, erst einmal in Ruhe das Gespräch zu suchen. Dabei ist es wichtig, sich so gut es geht in die Situation des Gegenübers einzufühlen. Wahrscheinlich fühlt sich der Zustand für die Person sowieso schon verwirrend und beängstigend an, weshalb Vorwürfe, Druck und Kritik die Situation verschlimmern können. Wir haben folgende Tipps für ein Gespräch: Wähle einen ruhigen Tonfall. Erzähle, was dir am Verhalten der Person aufgefallen ist, weshalb du nun das Gespräch suchst. Wenn sich die Person öffnet und erzählt: Höre gut zu, lass sie aussprechen und zeige Verständnis. Wenn das erste Eis gebrochen ist, können Angehörige Betroffene ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie dürfen dabei betonen, wie wichtig eine professionelle Behandlung in dieser akuten Phase ist, und ihre Unterstützung bei der Suche nach Hilfe anbieten. Gleichzeitig sollten mögliche Sorgen bezüglich der Behandlung ernst genommen und in Ruhe besprochen werden. Auch hierbei ist es wichtig, Geduld und Verständnis mitzubringen für die betroffene Person, die vielleicht gerade das grundlegende Vertrauen in ihre Umgebung verloren hat. In solch einer Situation kann es helfen, sich auf die Vorteile einer Behandlung zu konzentrieren, denn je schneller sie oder er mit einer Fachärztin spricht, desto schneller kann die Situation verbessert werden. Gemeinsames Aufsuchen eines Facharztes Der Weg zu professioneller Hilfe startet meistens mit dem Hausarzt, der eine erste Einschätzung vornimmt und an entsprechende Fachärzte überweist. Schneller geht es, wenn man diesen Schritt überspringt und sich direkt an einen Facharzt für Psychiatrie (Psychiater) in niedergelassener Praxis oder einer psychiatrischen Klinik wendet. So findet ihr Hilfe: ● Google Maps: Man kann dort „Facharzt Psychiatrie” eingeben und erhält eine Auflistung der Psychiater in der Umgebung. ● Google-Suche: Es gibt Einrichtungen, die sich auf Psychosen und Schizophrenie spezialisiert haben, meist sogenannte Psychose-Ambulanzen, die an psychiatrische Kliniken angebunden sind. Ist der Wohnort zum Beispiel Berlin, kann man bei Google nach „Psychose Ambulanz Berlin” suchen. ● Telefonnummer 116117 (ärztlicher Notdienst): Unter dieser Nummer erhält man kurzfristig einen Termin bei einem Facharzt. Unser Tipp: Gleich nachfragen, ob eine Expertise im Bereich Psychosen besteht und ob zeitnah ein Termin in der Praxis oder Klinik vereinbart werden kann. ● Notaufnahme: Wenn es sehr schnell gehen soll, weil etwa eine Fremd- oder Eigengefährdung vorliegt, können sich Betroffene und Angehörige an Rettungsstellen oder Notaufnahmen der psychiatrischen Kliniken in der Nähe wenden. Ist der Wohnort beispielsweise in Berlin-Charlottenburg, kann „Notaufnahme Psychiatrie Berlin-Charlottenburg” in Google eingegeben werden. Dismiss this alert. Unterstützung anbieten Betroffene können sehr von der Unterstützung der Angehörigen profitieren. Wichtig ist aber, dass sie die Hilfe annehmen möchten. Denn selbstständig und selbstbestimmt zu sein sind ebenso wertvolle Bedürfnisse und sollten von Angehörigen stets anerkannt werden. Daher gilt: Hilfe gerne ausdrücklich anbieten, dabei jedoch respektvoll und unaufdringlich bleiben. Ist die Hilfe gewollt, gibt es im Alltag viele Möglichkeiten, Betroffenen unter die Arme zu greifen: Zu ärztlichen und behördlichen Terminen begleiten Bei der Therapiesuche unterstützen Bei der Medikamenteneinnahme unterstützen Bei weiteren individuellen alltäglichen Dingen unterstützen Zusammen lässt sich oft viel schaffen. Auch wenn es am Anfang nur kleine Schritte auf dem Weg aus der Krise sind – jeder Schritt ist wertvoll. Wir wünschen euch viel Kraft dabei! Mehr Hilfestellungen wie diese gibt es in unserer App Kiso Care für Angehörige von Psychose-Betroffenen. Mit unserem Newsletter verpasst ihr nicht, wenn es so weit ist! Hier geht es zur Anmeldung. Hinweis zu inklusiver Sprache Unsere Inhalte richten sich an alle Menschen unabhängig von Geschlecht und Identität. Deshalb verwenden wir auf unserer Website sowohl neutrale, weibliche als auch männliche Formulierungen, während wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf die gleichzeitige Verwendung dieser Sprachformen zum Beispiel durch das Gendersternchen verzichten. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. Auch die verwendeten Bilder sind so gewählt, dass sie eine möglichst große Vielfalt abbilden. Foto von Priscilla Du Preez 🇨🇦 auf Unsplash & Illustrationen von Freepik

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Anzeichen einer Psychose

Akute Phase: Das sind die häufigsten Anzeichen einer Psychose Krise, akute Phase, Psychose – was ist das genau? In diesem Beitrag erhaltet ihr eine erste Einführung in das Thema. Erfahrt, wie sich eine Psychose anbahnt, wie lange sie anhält und warum Unterstützung durch Familie und Freunde so wichtig ist. Verrückte Wissenschaftler, Spionage-Akt und Verfolgungsjagd – klingt nach einem wilden Drehbuch à la Hollywood? Während einer Psychose können sich Szenarien wie diese für Betroffene ziemlich real anfühlen. Was für Unbeteiligte im ersten Moment kurios oder sogar aufregend klingen mag, ist für Betroffene und ihr Umfeld eine sehr belastende Situation. Wenn Stimmen das eigene Handeln kommentieren, löst das verständlicherweise viele Ängste aus und es sollte dringend Hilfe geholt werden. Erste Symptome und Auslöser Aber auf Anfang: Was ist überhaupt eine Psychose? Das Phänomen Psychose beschreibt eine Krise, während der die Realität verzerrt wahrgenommen wird, die Fähigkeit klar zu denken beeinträchtigt ist und Halluzinationen das Erleben der Betroffenen prägen können. Zuerst sind es nur einzelne, eher unauffällige Symptome wie: Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Konzentrationsprobleme, soziale Isolation, ungewöhnliche Überzeugungen oder Wahrnehmungen. Sie werden als Vorboten einer nahenden Psychose schnell übersehen, da sie nicht eindeutig zugeordnet werden können. So bleiben die Symptome oft unerkannt und haben leichtes Spiel, sich festzusetzen und im Hintergrund aufzubauen, bis zur akuten Krise. Manchmal dauert es Jahre, bis eine solche Krise – die Psychose – zum ersten Mal auftritt. Die Auslöser sind vielfältig und von Person zu Person verschieden. Oft ist es eine Reaktion auf Stress oder eine Lebenskrise, wie sie vermutlich jeder kennt: Umzug in eine neue Stadt, das Ende einer Beziehung oder Freundschaft, Verlust des Arbeitsplatzes etc. Manche Menschen fühlen sich ängstlich, traurig oder wütend, wenn sie gestresst sind. Einige entwickeln Symptome einer Depression, andere eine Psychose. Ob es zu einer Psychose kommt, hängt von verschiedenen Faktoren wie der Genetik, den Lebenserfahrungen und der Art von Stress ab. Psychosen werden in der Regel übrigens nicht als eigenständige Krankheit definiert, können aber bei verschiedenen psychischen Erkrankungen auftreten. Diese werden als psychotische Erkrankungen bezeichnet. Die wohl bekannteste unter ihnen ist die Schizophrenie. Wichtig zu betonen ist, dass man ein Recht auf Unterstützung hat, sobald man unter einer Psychose leidet oder eine Gefahr für sich oder andere besteht. Tatsächlich ist es sogar sehr ratsam, professionelle Hilfe zu suchen, da sich häufig nur so der akute Zustand schnell verbessern lässt. In unserem Ratgeber zum Weg aus der Psychose findet ihr Tipps für erste Anlaufstellen. Warum Unterstützung durch Angehörige so wichtig ist Jetzt kommt das Umfeld ins Spiel: Denn während es für uns selbstverständlich ist, sich auf unsere Sinne verlassen zu können, verlieren viele Psychose-Betroffenen dieses Vertrauen in die eigene Wahrnehmung. Sie fragen sich zum Beispiel Dinge wie: „Kommt die weinerliche Stimme auf dem Flur von einem Menschen, der Hilfe braucht, oder ist sie nur in meinem Kopf?“       In so einer Situation ist die Unterstützung aus Familie und Freundeskreis enorm wichtig, um eine sichere Verbindung zur Umgebung wiederherzustellen und der Person aus der seelischen und/oder räumlichen Isolation zu helfen. Es kommt nämlich nicht selten vor, dass Betroffene sich in der akuten Phase sozial zurückziehen. Sie bleiben ihrem gewohnten Alltag mit Freundinnen, Studium oder Arbeit fern und sind für ihr Umfeld nur noch schwer „greifbar“. Wichtig ist also für Betroffene sowie Angehörige in erster Linie, über die Anzeichen einer Psychose Bescheid zu wissen und daraufhin die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten zu können. Woran erkennt man eine Psychose? Wahnvorstellungen oder Halluzinationen (z. B. Stimmenhören): Überzeugungen, die nicht der Realität entsprechen, aber von Betroffenen als wirklich und real erlebt werden Antriebsverlust Sozialer Rückzug aus dem gewohnten Alltag Dismiss this alert. Diese und weitere individuelle Symptome können in unterschiedlicher Kombination und Stärke auftreten. Einen Lichtblick gibt es aber auch: Eine Psychose ist ein akuter Zustand, der nach einiger Zeit wieder abklingt. Wie lange diese Phase anhält, ist unterschiedlich und hängt von der Behandlung ab. Erhalten Betroffene professionelle Hilfe, kann die Psychose bereits nach wenigen Tagen bis Wochen wieder abklingen. Auch wenn die Psychose unter Umständen ein wiederkehrender Zustand ist, geht sie also vorüber. In vielen Fällen kann sie mit der richtigen Behandlung und Unterstützung aus dem eigenen Umfeld gut kontrolliert werden. Für unterwegs: Auf unserem Instagram-Kanal findet ihr ebenso wie hier im Blog viele weitere Infos rund um das Thema Psychose – leicht verständlich und ohne Vorurteile. Folgt dafür dem Symbol unten auf der Seite. Auch interessant: Worum es speziell beim Krankheitsbild „Schizophrenie“ geht, erklärt PD Dr. Dr. Kerem Böge von der Charité – Universitätsmedizin Berlin in diesem Video: https://www.youtube.com/watch?v=vR0Ax67sUTc Hinweis zu inklusiver Sprache Unsere Inhalte richten sich an alle Menschen unabhängig von Geschlecht und Identität. Deshalb verwenden wir auf unserer Website sowohl neutrale, weibliche als auch männliche Formulierungen, während wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit auf die gleichzeitige Verwendung dieser Sprachformen zum Beispiel durch das Gendersternchen verzichten. Alle Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter. Auch die verwendeten Bilder sind so gewählt, dass sie eine möglichst große Vielfalt abbilden. Foto von Uday Mittal auf Unsplash & Illustrationen von Freepik

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Foto - Psychotherapie für alle

Psychotherapie für alle

Psychotherapie für alle: Wie eine neue digitale Anwendung Psychose-Betroffenen und Angehörigen helfen kann Psychotische Erkrankungen wie die Schizophrenie verursachen einen großen Leidensdruck und trotzdem herrscht noch immer ein Mangel an schneller, professioneller Hilfe. Wir bei Kiso Health haben deshalb zwei digitale Anwendungen entwickelt, um die Situation für Betroffene und Angehörige zu verbessern. Etwa 2 Millionen Menschen in Deutschland waren im letzten Jahr von einer Psychose-Erkrankung betroffen. Die bekannteste unter ihnen ist die Schizophrenie. Psychose-Erkrankungen, auch psychotische Erkrankungen genannt, sind geprägt durch Wahnvorstellungen, Halluzinationen, sowie tiefgreifende Veränderungen im Gefühlsleben und Antrieb der betroffenen Personen. Diese Symptome beeinflussen nicht nur isolierte Bereiche des Alltags, sondern greifen weitreichend in das Leben von Betroffenen ein, wodurch eine Psychose zu Recht als eine schwere psychische Erkrankung betrachtet wird. Allerdings begegnen Millionen von Betroffenen neben der reinen Bewältigung ihrer Erkrankung noch weiteren Hindernissen: Stigmatisierung und Vorurteile. Stigmata Stigmata wie „die sind doch unkontrollierbar und gefährlich“ tragen unausweichlich zur Diskriminierung von Betroffenen bei. Dismiss this alert. Ein leider alltägliches Beispiel der gesellschaftlichen Stigmatisierung zeigte sich erst kürzlich in der beliebten Krimiserie „Tatort“, in der ein gefährlicher psychotischer Serienkiller fiktiv porträtiert wird und Millionen Zuschauer in seinen Bann zieht. Doch abseits der Unterhaltungswelt liegt eine ernste Realität. Menschen mit Psychose, die aufgrund ihrer Erkrankung stigmatisiert werden, fühlen oft einen geringen Selbstwert, eine reduzierte Selbstwirksamkeit und gehen im Leben weniger ihren individuellen Zielen nach. Die Stigmatisierung durch die Umwelt raubt ihnen so einen beträchtlichen Teil ihrer Lebensqualität. Auch Sucht und Arbeitslosigkeit können mit der Erkrankung zusammenhängen und belasten. Nicht selten treten Betroffene in dieser Situation den sozialen Rückzug an. Da psychotische Erkrankungen in mehr als der Hälfte der Fälle vor dem 30. Lebensjahr auftreten, ziehen viele Betroffene wieder bei ihren Eltern ein, wenn der Alltag alleine nicht mehr zu bewältigen scheint. Für Angehörige kann diese Situation ihre ganz eigenen Herausforderungen mit sich bringen. Nicht nur sind sie meist mitbetroffen von der Stigmatisierung. Auch fehlendes Wissen über den Umgang mit Betroffenen kann zu belastenden Situationen im engsten privaten Raum führen.  Eltern können oft nur von außen zusehen, fühlen sich hilflos und überfordert, finden keinen Zugang zu ihrem Kind. Auf eine Partnerschaft kann die Erkrankung ebenfalls einen negativen Einfluss üben und Unterstützung von außen ist für Angehörige meist nur schwierig zu finden. Daher ist es essenziell bei der Entwicklung von Hilfsangeboten nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch das nächste Umfeld mitzudenken und einzubeziehen. Gründe für den Bedarf an neuen Therapie- und Hilfsangeboten Obwohl so viele Menschen mit ihnen leben müssen, werden psychotische Erkrankungen oft nicht ganzheitlich behandelt. Nur zwei Prozent aller Fälle erhalten derzeit psychotherapeutische Hilfe – eine alarmierende Zahl. Besonders vor dem Hintergrund, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall und einen Krankenhausaufenthalt steigt, wenn Anzeichen einer Psychose-Symptomatik nicht behandelt werden. Warum also erhalten so wenige Betroffene eine Psychotherapie? Ein Grund ist das bereits erwähnte Stigma. Dieses kann internalisiert bei manchen Betroffenen zu einer stark ausgeprägten Selbststigmatisierung führen. Sie sind in deren Folge weniger motiviert, professionelle Hilfe und Therapieempfehlungen in Anspruch zu nehmen. Letzteres ist besonders dann der Fall, wenn Angst vor der Verurteilung und Stigmatisierung durch den Therapeuten hinzu kommt. Wird jedoch der Entschluss gefasst, sich in therapeutische Hände zu begeben, steht die nächste Hürde bereit. Denn die Wartezeit auf einen Therapieplatz beträgt aktuell mehrere Monate bis Jahre. In Deutschland gibt es schlicht zu wenige Praxen, die einen Kassensitz haben und mit diesem über die gesetzlichen Krankenkassen abrechnen dürfen. Wer privat versichert ist oder das Geld für eine Behandlung aus eigener Tasche aufbringen kann und möchte hat daher schon bessere Karten und kann mit geringeren Wartezeiten rechnen. Was dieses Problem noch verstärkt: Vielen Therapeutinnen fehlen die Expertise und Erfahrung bei der Behandlung von psychotischen Störungen wie der Schizophrenie. Daher müssen Betroffene eine umso längere Wartezeit überbrücken. Kiso: Digitale Hilfe für Betroffene Kiso Health ist ein Startup aus Berlin, das das Problem der Unterversorgung und Stigmatisierung erkannt und eine innovative Lösung entwickelt hat. Die Idee dahinter: Den 98 Prozent der Betroffenen, die nicht in Therapie sind, ein niedrigschwelliges Angebot zu bieten, das es ihnen ermöglicht, eigenständig die Symptomatik und Lebensqualität zu verbessern. Das Ziel ist auch, die Selbstwirksamkeit Betroffener zu fördern, also die Erfahrung, den Umgang mit der Erkrankung wieder ein Stück weit selbst in der Hand zu haben und aus eigener Kraft die Situation für sich selbst zu verbesser Die App, die dabei helfen soll, heißt Kiso und beinhaltet psychotherapeutische Übungen für bestimmte Symptom- und Lebensbereiche, in denen sich psychotisches Erleben im Alltag besonders einschränkend und belastend auswirken kann. Bei den therapeutischen Übungen handelt es sich um die effektivsten Techniken aus der kognitiven Verhaltenstherapie, dem Goldstandard der Psychose-Therapie. Betroffene erhalten auf sie zugeschnittene Übungen, die sie ganz ohne Psychotherapeuten auf dem Smartphone durchführen. Während also eine klassische ambulante Therapie für viele Betroffene aus verschiedenen Gründen (noch) nicht möglich ist, bietet die App einige Vorteile: Schnell: Die mehrmonatige Wartezeit auf eine Therapie fällt weg. Anonym: Betroffene sind anonym. Der Angst vor Stigmatisierung durch die Therapeutinnen sowie möglichem Misstrauen kann hier niederschwellig begegnet werden. Unabhängig: Die Anwendung ist unabhängig von Ort, Zeit und therapeutischer Verfügbarkeit einsetzbar. Dies bedeutet maximale Flexibilität und eine professionelle Behandlung, die jederzeit verfügbar ist. Verständlich: Es ist kein Verständnis der komplexen Versorgungsstrukturen erforderlich, um eine Behandlung zu erhalten. Die Vermittlung eines grundsätzlichen Verständnisses des deutschen Versorgungssystems ist Teil der Anwendung. Dismiss this alert. Kiso ist derzeit noch in der Entwicklungsphase und wird nach wissenschaftlicher Überprüfung in einer Studie zukünftig als zertifiziertes Medizinprodukt auf den Markt kommen. Das bedeutet, es kann dann von Behandelnden wie Ärztinnen und Psychotherapeuten verschrieben und das Rezept wie ein Medikament bei der Krankenkasse zur Kostenübernahme eingereicht werden. Bisher fehlt eine solche Anwendung, die zum einen auf das Krankheitsbild der Psychose spezialisiert ist und zudem psychotherapeutische Übungen zur eigenständigen Einflussnahme auf die Verbesserung der Lebensqualität und Symptomatik anbietet. Kiso ermöglicht eine frühzeitige psychotherapeutische Behandlung und kann dadurch Krankheitsverläufe positiv beeinflussen und so Krankenhausaufenthalte reduzieren bzw. gänzlich vermeiden. Gleiches gilt für den eingangs erwähnten sozialen Rückzug. Mit der App erfahren Betroffene Unterstützung dabei, diesen Rückzug zu vermeiden und stattdessen aktiver am gesellschaftlichen Geschehen teilhaben

Psychotherapie für alle Read More »

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